Ghatam -
Ratgeber zum Musikinstrument

Geschichte, Herstellung, Modelle und mehr

In diesem Ratgeber lernst du, was eine Ghatam ist und was sie mit der Handpan zu tun hat.

Ghatam Musikinstrument

Alles über die Ghatam

Autor: Milan Serwene | letzte Aktualisierung: 16. Juli 2024

Die Ghatam, eines der ältesten Perkussionsinstrumente aus Südindien, war eine Inspiration für die Erfindung der Handpan.

In diesem Ratgeber findest du alle wichtigen Informationen über die Ghatam, begonnen bei ihrer Geschichte und Herstellung bis hin zu Modellen und Spielweise.

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Du findest folgende Themen in diesem Ratgeber:

Inhalte

Was ist eine Ghatam?

Die Ghatam ist ein ursprünglich aus Südindien stammendes Instrument aus gebranntem roten Ton. Das Tongefäß zählt zu den Idiophonen, den sogenannten Selbstklingern. Es gibt verschiedene Versionen von Ghatams, die eine unterschiedliche Wanddicke haben.

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Aufbau: Die Form der Ghatam

Die Ghatam besitzt einen halbrunden Boden und einen Bauch, der sich an seiner Oberseite verjüngt und sich zu einer Öffnung mit einem kurzen Hals formt, der in einem Wulstrand endet. Das Instrument ist kein Wasserkrug mit einem Henkel, wie manche Menschen annehmen, sondern es ist ein henkelloses tönernes Gefäß.

Der dicke, bauchige Korpus nennt sich Uddambu und der Hals mit Wulst heißt Kaguthu.

Geschichte und Herkunft der Ghatam

Erstmalige Aufzeichnungen über dieses Perkussionsinstrument aus Ton finden sich in alten Sanskrit-Texten wie dem Natyashastra, ein Schriftstück, das zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. entstanden sein soll. Dort wurde es als kugelig beschrieben und Dardur genannt.

In der alten Literatur Indiens wie dem Nationalepos Ramayana, finden sich weitere zahlreiche Hinweise zu Ghatam Instrumenten, die damals noch als Tontrommeln, den sogenannten Bhanda Vadyas, bezeichnet wurden. Sie hatten verschiedene Formen und Größen.

In Nordindien gibt es eine andere Variante der Ghatam, die sich auf Hindi Matka nennt.

Die Ghatam spielte eine große Rolle bei der Erfindung der Handpan. Sie diente gemeinsam mit der Steel Pan als Inspiration für die  Entwicklung der Handpan-Vorreiter. Wenn du dich für die Geschichte der Handpan interessierst, lese dazu mehr in unserem Ratgeber.

Der Ghatam ähnelnde Instrumente

In Indien gibt es weitere Instrumente, die der Ghatam sehr ähnlich sind, zum Beispiel die Mizhavu aus dem Bundesstaat Kerala, deren vasenförmiger Korpus jedoch aus Kupfer besteht und deren enge Öffnung mit Haut bespannt ist. 

Verwandt mit der Mizhavu ist die Tontrommel Ghumat aus dem indischen Bundesstaat Goa. Sie verfügt über zwei Öffnungen, von denen nur eine mit Tierhaut bespannt ist. Allerdings wird sie nicht alleine, sondern immer mit der Röhrentrommel namens Samel gespielt.

Auch in Westafrika werden Tontöpfe als Perkussionsinstrumente verwendet, beispielsweise der nigerianische Udu, der durch ein zusätzliches seitliches Loch eine Vielfalt an Klangvariationen bietet.

Mizhavu Musikinstrument
Die Mizhavu ist der Ghatam sehr ähnlich

Die Etymologie der Ghatam

Ghatam ist ein Name, der sich etymologisch von dem Sanskrit-Begriff „Ghataka“ für „Topf“ und dem Begriff „Kunda“ für „Krug“ ableitet. Im Tamilischen gibt es den verwandten Begriff „Kudam“, der auf Deutsch „Wasserkrug“ bedeutet.

Nur die Ghatam besitzt speziell die Bedeutung eines Perkussionsinstrumentes. Alle anderen Begriffe stehen eher für Gegenstände, die im Alltag verwendet werden, ohne über spezifische musikalische Konnotationen zu verfügen.

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Wie wird eine Ghatam hergestellt?

Auch wenn das Ghatam Instrument die gleiche Form wie ein gewöhnlicher indischer Wasserkrug oder Tontopf aufweist, so wird es doch speziell für das Musizieren hergestellt. Eine Ghatam besteht aus Ton. Die Wand ihres Korpus muss gleichmäßig dick sein, damit sie einen schönen und gleichmäßigen Ton erzeugen kann.

Das tönerne Instrument wird vornehmlich im Süden Indiens, in der Nähe von Madurai, in Manamadurai hergestellt. Ghatams aus Manamadurai haben eine besondere Klangqualität und unterscheiden sich von den in Orten wie Bangalore und Chennai hergestellten Modellen. 

Deshalb wird angenommen, dass das Tonmaterial aus Manamadurai besonders hochwertig ist.

In dem Modell aus der Manamadurai werden außerdem winzige Messingsplitter eingearbeitet. Dadurch ist diese Variante etwas schwieriger zu spielen. Aber dafür erzeugt sie einen metallisch klingenden, scharfen Ton, der von einigen Ghatam-Spieler*innen bevorzugt wird.

Die Hersteller*innen der nordindischen Version Matka fügen dem Ton Graphit- oder Metallstaub hinzu. Dadurch erhält das Ghatam-Modell ein blaugraues Aussehen und einen besonderen Klang. Die Wand des Gefäßes ist dünner, aber sehr stabil.

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Wie wird eine Ghatam gespielt?

Das tönerne Musikinstrument gehört zu den Aufschlagidiophonen und wird als Perkussionsinstrument verwendet, das meist auf einem Standring, dem Vattam, oder auf dem Schoß mit den Fingern angeschlagen wird. 

Durch das Schlagen auf verschiedene Teile des Korpus des indischen Instrumentes lassen sich unterschiedliche Tonhöhen und Klangvariationen erzeugen. Üblicherweise wird das Fingerspiel der Tabla verwendet. Aber Perkussions-Spieler*innen können damit auch sehr leicht improvisieren, ähnlich wie mit einer Handpan.

Das tönerne Instrument wird häufig zusammen mit Rahmentrommeln wie der südindischen Kanjira und der Doppelkonustrommel Mridangam gespielt. 

Typisch für die indischen Perkussionsinstrumente ist das Frage-und-Antwort-Zusammenspiel. Dabei spielen sich die Spieler*innen improvisierte rhythmische Phrasen zu und entwickeln sie mit Freude weiter. Dieses Zusammenspielen ruft große Lebensfreude hervor. Nicht nur das der Spieler*innen, sondern auch der Zuhörer*innen.

Bangalore K. Venkataraman zählt zu den bekanntesten Ghatam-Spielern der Welt. Im Westen jedoch wurde die Ghatam durch die Formation Shakti in den 1970er-Jahren bekannt, in dem Vikku Vinayakram das Instrument spielte. Gegründet wurde die Fusion- und Weltmusik-Band von dem englischen Jazzgitarristen John McLaughlin.

Beim Spielen lagert das Instrument mit der Öffnung leicht schräg zum Oberkörper, während der Spieler oder die Spielerin sitzt.

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Wie ist eine Ghatam gestimmt?

Ghatams gehören nach der indischen Klassifizierung von Musikinstrumenten zu den Ghana Vadya, den sogenannten Idiophonen, die im Prinzip nicht gestimmt werden können. Der menschliche Körper gilt als das ursprüngliche Ghana Vadya, wobei der Mensch durch Händeklatschen und andere Bewegungen rhythmische Muster nach festgelegten Prinzipien erschafft.

Ghatams gibt es in unterschiedlichen Tonhöhen, je nachdem wie groß das Gefäß ist, welcher Ton und welche Zusätze in welcher Wandstärke verarbeitet wurden. Sozusagen erhalten Ghatams durch ihre Herstellungsweise ihre Stimmung, die je nach Verarbeitung sehr unterschiedlich sein kann.

FAQ zur Ghatam

Die Ghatam ist ein bauchiges, gebranntes Gefäß aus rotem Ton. Sie zählt zu den selbstklingenden Instrumenten, den Idiophonen, speziell den Aufschlagidiophonen. Sie wird in unterschiedlichen Varianten hergestellt. Durch eine jeweils unterschiedliche Wandstärke und Materialbeschaffenheit des Gefäßes kann bei der Herstellung die Tonhöhe und Klangfarbe bestimmt werden. Sozusagen wird eine Ghatam durch oder bei ihrer Herstellung gestimmt.

Das Instrument stammt ursprünglich aus Südindien. Es gibt verschiedene Varianten. In Nordindien gibt es zum Beispiel die Matka, die etwas anders gespielt wird. Sie wird darüber hinaus aus einer anderen Materialqualität hergestellt. Ähnliche Instrumente sind beispielsweise die Udu aus Westafrika mit einem Schallloch in der Gefäßwand und die Tontrommel Ghumat, die aus dem indischen Bundesstaat Goa stammt.
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Autor: Milan Serwene

Milan gründete 2017 das Handpan-Portal. Seine langjährige Erfahrung und Erkenntnisse aus der Welt der Handpans teilt er in seinen umfangreichen Ratgebern. Durch informative Blogbeiträge, Interviews mit berühmten Handpan-Künstlern und Herstellern sowie seinem YouTube-Kanal hat er schon viele tausend Menschen zum Thema Handpans beraten. Mittlerweile ist das Handpan-Portal die größte Internetseite mit allem rund um Handpans und wird stets aktualisiert und erweitert. : Milan auf Facebook

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