Didgeridoo:
Ratgeber zum Musikinstrument

Geschichte, Herstellung, Modelle und mehr

In diesem Ratgeber lernst du, was ein Didgeridoo ist, wie es klingt und wie es gespielt wird.

Didgeridoo wird von einem Mann gespielt

Alles über das Didgeridoo

Autor: Milan Serwene | letzte Aktualisierung: 2. Mai 2022

Das Didgeridoo gilt als ein traditionelles Musikinstrument der Aborigines in Nordaustralien und gehört als obertonreiches Blasinstrument zur Familie der Aerophone.

Es ist eines der traditionsreichsten und ältesten Musikinstrumente weltweit. Traditionell wird es aus einem von Termiten ausgehölten Eukalyptusbaumstamm hergestellt. Heute haben in manchen Kreisen moderne Materialien wie Fiberglas das Holz abgelöst. Aber die Klangqualität von Didgeridoos aus ausgehöhltem Eukalyptusholz ist immer noch am besten.

Dieser Ratgeber widmet sich allen wichtigen Informationen zum Didgeridoo von Herkunft und Geschichte über Aufbau, Arten und Herstellung bis hin zur Spielweise, Klang und den Kosten für eine Anschaffung.

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Du findest folgende Themen in diesem Ratgeber:

Inhalte

Was ist ein Didgeridoo?

Das Didgeridoo, eigentlich Didjeridu, ist ein 1 bis 2,50 m langes Musikinstrument aus der Familie der Aerophone und gehört zu den obertonreichen Blasinstrumenten. Es entfaltet beim Spielen eine heilsame und entspannende Wirkung, da die entstehenden Schwingungen den gesamten Körper der Spielerin oder des Spielers durchwandern.

Die heilsamen Vibrationen erreichen aber nicht nur die Spieler*innen, sondern auch andere Menschen. Deshalb wird das Didgeridoo neben Klangschalen auch häufig zur Klangtherapie eingesetzt.

Ebenso gerne wird das Didgeridoo gemeinsam mit Handpans, Bongos oder Cajons gespielt, um wunderbar magische Musikstücke zu kreieren.

Das Instrument wird von den nordaustralischen Aborigines traditionell verwendet und überwiegend für Tänze und Gesänge bei Festen gespielt. Dafür wird es meist sehr aufwändig verziert. In der Aborigine-Kultur wird jede Musikform mit dem Didgeridoo gespielt, von heiligen Ritualen bis hin zu Kinderliedern.

Es wird beispielsweise auch von der Aborigines-Rockband Yothu Yindi verwendet, die im Jahr 1988 mit ihrer CD „Homeland Movement“ einen Durchbruch erlangen konnte. 1992 konnte die Band mit der Dance-Version von „Treaty“ sogar ein weltweiten Erfolg verzeichnen.

Weitere namhafte Vertreter des Didgeridoos sind Paul Taylor, Alan Dargin, David Hudson sowie die Popband Jamiroquai. Auch Xavier Rudd setzt sehr oft das Didgeridoo ein.

Das Handpan-Duo Yatao kombiniert das Didge auch oft mit der Handpan.

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Etymologie des Begriffes "Didgeridoo"

Der Name des Instrumentes stammt vermutlich von einer auf ihm gespielten Rhythmusfolge oder einer lautmalerischen Nachahmung des Klangs. Die Didgeridoo-Spieler*innen verwenden gesprochene Silben, um bestimmte Rhythmusfolgen zu internalisieren und zu üben. Dabei entstehen Wortgebilde, die alle phonetischen Eigenarten des Namens enthalten.

Eine andere Hypothese besagt, dass sich der Name vom irischen Wort Dúdaire Dúth (ausgesprochen: Dudscherreh Duh) ableite. Dúdaire bedeutet so viel wie Rohr oder Horn und Dúth wird in manchen Quellen mit vererblich, heimisch oder eingeboren angegeben. Sozusagen ist das Didgeridoo frei übersetzt das „Horn der Eingeborenen“.

Je nach Gebiet, Dialekt, Stamm und Verwendung variieren die einheimischen Namen allerdings. Es existieren mindestens 50 Namen. In Arnhemland heißt das Didgeridoo zum Beispiel Yirtakk, in anderen Gebieten Yiraki, Djalupu, Yedaki oder Djubini.

Aufbau: Bauweise und Herstellung eines Didgeridoos

Traditionell wurde das Didgeridoo schon immer aus einem 1 bis 2,50 m langen Eukalyptusstamm gefertigt, der von Termiten ausgehöhlt wurde. Da die Termiten sehr temperatur- und lichtempfindlich sind, konzentrieren sie sich nur auf das sehr trockene und harte Kernholz und meiden das für sie feuchte und giftige Splintholz.

Später wurde das Musikinstrument aber auch aus Bambus oder Pandanus-Baum in verschiedenen Regionen der Welt hergestellt, da diese Pflanzenarten weicheres Kernholz besitzen und manuell ausgehöhlt werden können. Doch seit es Metallwerkzeuge gibt, ist Eukalyptus wieder das grundlegende Material, um Didgeridoos herzustellen. Außerhalb Australiens sind aber auch Jackfruitholz, Teakholz und Bambus sehr beliebt.

Didgeridoos der westlichen Welt können in der heutigen modernen Zeit auch aus Fiberglas oder Polyvinylchlorid (PVC) bestehen. Diese Materialien mögen aber nicht alle Didgeridoo-Spieler*innen.

Im Aborigine-Kulturkreis wird das Instrument bei bestimmten traditionellen Zeremonien bemalt. Die Malerei steht dabei mit einer bestimmten Geschichte im direkten Zusammenhang. Verzierungen können aber auch durch Brennen und Schnitzen eingebracht werden.

Damit die Lippen beim Spielen vor Verletzungen geschützt werden, erhält das Mundstück zum Schluss einen Ring aus Wachs.

Didgeridoo Herstellung
Bau eines Didgeridoos

Herkunft und Geschichte des Didgeridoos

Als Herkunftsgebiet des Didgeridoos wird Arnhemland angesehen, das Siedlungsgebiet der Aborigines im australischen Northern Territory. Es wurde von holländischen Seefahrern im Jahr 1623 nach ihrem Schiff Arnheim benannt.

Seit wann das Instrument existiert, weiß heute niemand so genau. Archäolog*innen haben jedoch 2500 bis 3000 Jahre alte Felsmalereien gefunden, die das Instrument abbilden.

Einige Aborigines behaupten jedoch, dass das Didgeridoo bereits 40.000 Jahre existiere. Beweise dafür wurden bisher jedoch noch keine gefunden.

Ein Aborigine-Mythos erzählt, dass der Ton eines Didgeridoos die Vibrationen einer mystischen Regenbogenschlange hervorruft, die auf ihrem Weg aus dem Meer die Täler und Berge in Australien geformt haben soll.

Verschiedene Arten des Didgeridoos

Die Materialeigenschaften (Eukalyptusarten) und Innenformverläufe der Didgeridoos (von der Region abhängige spezifischen Fraßgänge der Termiten) sind ausschlaggebend für die spieltechnischen und klanglichen Möglichkeiten. Daraus ergaben sich unbewusst regionale Spielstile. So haben Kay Reimer und Frank Geipel von didgeridoo-physik.de zum Beispiel die Didgeridoos aus ursprünglichen Eukalyptusholz in folgende Typen eingeteilt:

  •  Oberton-Wobbler
  • Oktav-Didgeridoos
  • Mago-Types
  • Yidaki-Types
  • Singer
  • Long-Multi-Tooter
  • Voice-Transmitter
  • Slide-Didgeridoos
  • Akustische Fusionen

Didgeridoos gibt es aber auch in vielfältigen Formen, zum Beispiel:

  • Reise-Didgeridoo, schneckenförmig
  • glockenförmige Varianten
  • Didgeridoos mit Rinde
  • lange Didgeridoos mit über 1,80 m Länge
  • Varianten mit durchgehend einheitlichem Durchmesser
  • gebogene Didgeridoos

Wie klingt ein Didgeridoo?

Didgeridoos erzeugen charakteristische tiefe, brummige, obertonreiche Klänge. Jedes Instrument verfügt über einen Grundton, der je nach Material und Länge variieren kann. Die Töne können mit Stimme, Atemtechnik oder Sprache beim Spielen verändert werden.

Grundsätzlich gilt, dass kürze Didgeridoos einen höheren Klang erzeugen als längere Varianten. Ebenso verhält es sich mit dem Innendurchmesser und der Dicke.

Didgeridoo spielen und lernen

Ein Didgeridoo zu spielen ist im Grunde nicht so schwer. Du benötigst dafür jedoch eine bestimmte Atemtechnik und ein großes Lungenvolumen. Möchtest du das Instrument perfekt beherrschen, so musst du viel üben.

Wie spielt man ein Didgeridoo?

Didgeridoos werden traditionell sitzend oder in hockender Position gespielt. Dabei liegt das lange Ende des Instrumentes auf dem Boden auf. Damit du dem Didgeridoo überhaupt einen wohlklingenden Ton entlocken kannst, musst du es vorsichtig mit vibrierenden Lippen anblasen. Die rhythmische und klangliche Vielfalt entsteht dabei durch verschiedene Techniken wie:

  • Veränderung des Anblasdrucks
  • Verengung des Mundraumes
  • Auf- und Abwippen des Kehlkopfes
  • Einsatz der Stimme
  • sprachähnlicher Ausdruck

Alle Töne, die dabei mit dem Didgeridoo entstehen, basieren auf einem in der Tonhöhe nur leicht variierten Grundton und seinen Obertönen.

Es gibt dabei eine besondere Technik, die du anwenden musst. Sie heißt Zirkularatmung. Dabei drückst du die Luft aus deinem Mundraum, während du gleichzeitig durch die Nase einatmest. So können die Töne nahtlos ineinander übergehen und du kannst ohne Atempause spielen.

Ist Didgeridoo lernen schwer?

Ein Didgeridoo zu spielen ist eigentlich nicht so schwer. Du musst nur viel üben und lernen, wie du die spezielle Atemtechnik anwendest. Du musst keine Noten lesen können.

Um Didgeridoo zu lernen, gibt es spezialisierte Workshops unter professioneller Leitung. Das Spielen einer Didgeridoo wird zum Beispiel auch zu therapeutischen Zwecken empfohlen, vor allem bei Erkrankungen der Atemwege wie Mukoviszidose, chronische Bronchitis und andere. Dabei ist es möglich, durch gezieltes Üben, den Gesundheitszustand zu verbessern.

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Wie wird ein Didgeridoo gestimmt?

Ein Eukalyptus-Didgeridoo kannst du wie folgt stimmen:

Lege dir zuerst etwas Bienenwachs, eine Säge und ein elektronisches Stimmgerät (chromatisch) bereit und spiele dein Didgeridoo einige Zeit, damit es bereits angewärmt ist.

Danach spielst du den Grundton und hälts dabei das Instrument gegen das Mikrofon deines Stimmgerätes. Die Tonangabe muss sich genau mittig befinden. Falls sich die Anzeige rechts befindet, ist der Ton deines Instrumentes zu hoch. Befindet sich die Anzeige auf der linken Seite, ist er zu tief.

Falls der Ton zu tief ist, schneidest du ungefähr 2 mm am oberen Ende deines Didgeridoos mit der Säge ab.

Ist der Ton zu hoch, so kannst du dein Didgeridoo mit einem Mundstück aus Bienenwachs verlängern, sodass der Ton etwas tiefer wird.

Teste immer wieder die Tonhöhe mit deinem Stimmgerät und wiederhole die jeweiligen Vorgänge so lange, bis die gewünschte Höhe des Tones erreicht ist.

Didgeridoo kaufen: Wie teuer ist ein Didgeridoo?

Didgeridoos sind bereits für 40 € erhältlich. Mit der Qualität und Größe steigt jedoch auch der Preis. Ein traditionell hergestelltes, originales Aborigines-Didgeridoo kostet je nach Hersteller um die 1800 bis 2100 €.

FAQ zum Didgeridoo

Das Didgeridoo ist ein obertonreiches Blasinstrument aus der Kategorie der Aerophone und eines der ältesten Musikinstrumente überhaupt. In der heute fast unveränderten Kultur der Aborigines ist es ein sehr zentrales Element. Es wird von ihnen für heilige Tänze und Zeremonien und im täglichen Leben als Musikinstrument zum lustvollen Musizieren verwendet. Es besteht traditionell aus einem 1 bis 2,5 m langen Eukalyptusstamm, der von Termiten ausgehöhlt wurde. In den westlichen Ländern wird es auch aus Fiberglas und PVC hergestellt.

Das Didgeridoo erzeugt einen tief brummenden, vibrierenden, obertonreichen Klang. Der Grundton kann je nach Länge und Material variieren und mittels Stimme, Sprache und Atemtechnik leicht verändert werden. Längere Modelle erzeugen einen tieferen Klang als kürzere Varianten.
Autor: Milan Serwene
Autor: Milan Serwene

Milan gründete 2017 das Handpan-Portal. Seine langjährige Erfahrung und Erkenntnisse aus der Welt der Handpans teilt er in seinen umfangreichen Ratgebern. Durch informative Blogbeiträge, Interviews mit berühmten Handpan-Künstlern und Herstellern sowie seinem YouTube-Kanal hat er schon viele tausend Menschen zum Thema Handpans beraten. Mittlerweile ist das Handpan-Portal die größte Internetseite mit allem rund um Handpans und wird stets aktualisiert und erweitert. : Milan auf Facebook

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