Idiophone: Ratgeber über Selbstklinger Instrumente

Autor: Milan Serwene | letzte Aktualisierung: 16. Juli 2024

Ein Idiophon ist ein Musikinstrument, das durch Eigenschwingungen des Körpers Töne oder Geräusche erzeugt, ohne dass Membranen, Saiten oder eine Luftsäule benötigt werden. Der Begriff stammt vom griechischen Wort „idios“ ab, was „eigen“ bedeutet.

Es gibt viele Arten von Idiophonen, darunter Klappern, Rasseln und Glocken. Einige der bekanntesten Idiophone sind das Xylofon, die Triangel, das Maracas und natürlich unsere geliebte Handpan.

In diesem Artikel stellen wir dir die Idiophone, die sogenannten Selbstklinger vor und welche Arten es von ihnen gibt.

Idiophon und Selbstklinger Handpan

Was sind Idiophone bzw. Selbstklinger?

Idiophone sind eine Form von Perkussionsinstrumenten, die auch als Selbstklinger bezeichnet werden. Ihr Name leitet sich von den griechischen Worten „idios“ und „phone“ ab, die im Deutschen so viel wie „eigen“ oder „sich selbst“ und „Klang“ bedeuten.

Sie sind Musikinstrumente, die durch die Eigenschwingung ihres Instrumentenkörpers einen Ton erzeugen.

Wie funktionieren Idiophone

Zum Erzeugen eines Tons benötigen Idiophone nicht die Wirkung von

  • einer Luftsäule (Aerophone), 
  • Saiten (Chordophone), 
  • Membranen (Membranonphone) oder 
  • elektrischen Strom (Elektrophone). 

Die Schwingung und damit der Klang wird durch 

  • Blasen, 
  • Zupfen, 
  • Streichen oder 
  • Schlagen 

gegen den Instrumentenkörper in Gang gebracht.

Beispiele für Selbstklinger

Ein Idiophon wird praktisch selbst zum klangerzeugenden Medium, sobald es angespielt wird.

Zur Instrumentengruppe der Idiophone gehören zum Beispiel:

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Mehr Informationen
Handpan Selbstklinger an Baum im Walds
Die Handpan ist ein typisches Idiophon
Zungentrommel Idiophon im Wald
Auch die Zungentrommel ist ein klassischer Selbstklinger

Aus welchem Material sind Idiophone?

Die Selbstklinger können aus verschiedenen Materialien bestehen. Meist werden sie aus

  • Metall (Metallophone), aus
  • Holz (Xylophone), aus
  • Glas (Glasharfe) oder aus
  • Stein (Lithophone) gefertigt.

Herkunft der Idiophone

Idiophone sind als Rhythmusinstrumente in allen Kulturen vertreten. Aufgrund ihres einfachen Designs sind sie wahrscheinlich älter als Membranophone. Die Einteilung von Perkussionsinstrumenten in Membranophone und Idiophone stammt aus der Musiklehre Altindiens. In Europa wurde im Mittelalter keine solche Einteilung getroffen.

Die Selbstklinger tauchten erstmals in einer Klassifizierung der Instrumente auf, die Victor Charles Mahillon im Jahr 1880 unternahm. Er war damals Kurator des Brüsseler Konservationsmuseums. In seinen Aufzeichnungen wurden sie allerdings noch als Audiophones bezeichnet. 

Erst Jahre später, im Jahr 1914, wurden sie als eine der vier Hauptkategorien der Hornbostel-Sachs-Systematik, die eine Weiterentwicklung der Klassifizierung von Victor Charles Mahillon ist, als Idiophone übernommen.

Die Selbstklinger lassen sich in mehrere Kategorien unterteilen. In dem folgenden Kapitel erfährst du mehr über ihre Besonderheiten und Eigenschaften.

Welche selbstklingenden Instrumente gibt es?

Es gibt sieben verschiedene Idiophon-Kategorien. Das sind:

  • Aufschlagidiophone
  • Blasidiophone
  • Gegenschlagidiophone
  • Reibidiophone
  • Schüttelidiophone
  • Schrapidiophone
  • Zupfidiophone

Darüber hinaus lassen sich Schlagidiophone in unmittelbar geschlagene und mittelbar geschlagene Exemplare unterscheiden.

Unmittelbares Schlagen

Triangel als Beispiel für ein unmittelbar geschlagenes Idiophon
Triangel als Beispiel für ein unmittelbar geschlagenes Idiophon

Beim unmittelbaren Schlagen führen die Spieler*innen selbst die Schlagbewegung aus. Zu den unmittelbar geschlagenen Idiophonen zählen Aufschlag- und Gegenschlagidiophone.

Mittelbares Schlagen

Trommeln als Beispiel für ein unmittelbar geschlagenes Idiophon
Trommeln als Beispiel für ein unmittelbar geschlagenes Idiophon

Beim mittelbaren Schlagen führen die Spieler*innen selbst keine Schlagbewegung aus. Die Klänge des Instrumentes ergeben sich aus anderen Bewegungen der Spieler*innen, wodurch Klangwelten und Geräuschkomplexe entstehen. Zu den mittelbar geschlagenen Idiophonen gehören Schüttel- und Schrapidiophone.

In dieser Tabelle findest du eine Übersicht über die Kategorien und ihre Unterschiede.

Aufschlagidiophone

Aufschlagidiophone sind Instrumente, die mit einem nicht klingenden Gegenstand wie einem Klöppel, Schlägel oder der Hand angeschlagen oder gegen den Erdboden oder den Körper geschlagen werden.

Zu den Aufschlagsidiophonen gehören:

  • Aufschlaggefäße wie Ghatam, Handpan, Steel Tongue Drum, Steel Pan, Gongs, Wassertrommel und Glocken
  • Aufschlagplatten wie Lithophone und die meisten Metallophone
  • Aufschlagstäbe wie Triangel, Glockenspiel, Vibraphon, Xylorimba und Xylophone mit nicht biplanen Klangteilen
  • Aufschlagrohre wie Röhrenglocke, Tubaphon, Röhrenxylophon und ahupahu (hawaiianisches Stampfrohr)

Blasidiophone

Blasidiophone sind Melodieinstrumente, die durch Anblasen in Schwingung versetzt werden und dadurch Töne erzeugen.

Zu den Blasidiophonen gehören:

  • Blasstäbe wie Aeolsklavier (orgelartiges Tasteninstrument aus dem 19. Jahrhundert)
  • Blasplatten wie Piano chanteur (ein von Gustave Baudet blasebalgbetriebenes Tasteninstrument aus dem Jahr 1878)

Gegenschlagidiophone

Gegenschlagidiophone, auch oft als Klappern bezeichnet, sind Instrumente, die aus zwei oder mehreren koordinierten, klingenden Teilen bestehen, die gegeneinandergeschlagen werden. Ihr Ursprung liegt im Händeklatschen.

Zu den Gegenschlagidiophonen zählen:

  • Gegenschlaggefäße wie Kastagnetten, Zimbeln, Becken und Hi-Hat (besondere Form des Beckens im Drum-Set)
  • Gegenschlagstäbe wie Claves (Klangstäbe aus Holz, auch als Rumbahölzer bekannt)
  • Gegenschlagrinnen aus Birma
  • Gegenschlagplatten aus Vorderindien und China

Reibidiophone

Reibidiophone sind Instrumente, die durch Reibung in Schwingung versetzt werden. Dabei erzeugen sie einen anhaltenden Ton in einer bestimmbaren Höhe.

Zu den Reibidiophonen zählen:

  • Reibplatten wie Daxophon (ein Musikinstrument aus dem Bereich der Experimentalmusik von Hans Reichel)
  • Reibgefäße wie Glasharfe und Glasharmonika
  • Reibstäbe wie Stockspiel, Nagelgeige und Chladni Euphon (erzeugt einen orgelähnlichen Ton durch Glasstäbe, die in Schwingung versetzt werden und an Resonanzröhren und Platten gekoppelt sind)

Schüttelidiophone

Schüttelidiophone, auch als Rasseln bekannt, sind Musikinstrumente, die mehrere bewegliche Teile enthalten, die durch Schütteln gegeneinandergeschlagen werden.

Zu den Schüttelidiophonen zählen:

Reihenrasseln

Das sind aufgereihte Eigenklinger, die beim Schütteln gegeneinanderschlagen.

  • Stabrasseln wie Sistrum mit Ringen
  • Schnurrasseln wie Schnüre mit aufgereihten Muscheln


Gefäßrasseln

In diesen Schüttelidiophonen sind die Rasselkörper in einem Gefäß eingeschlossen. Sie schlagen gegen die Gefäßwand und gegeneinander, zum Beispiel:

  • Schellen mit frei eingeschlossenen Anschlagkügelchen
  • Shaker
  • Flexaton
  • Fruchtkapseln mit Samenkörnern
  • Rassel aus einer Stielkalebasse

Rahmenrasseln

Hierbei sind die Rasselkörper an einem Gegenstand befestigt, gegen den sie schlagen.

  • Gleitrasseln wie das Sistrum mit Stäben und die Angklung aus Südostasien
  • Pendelrasseln wie das Tanzschild mit Rasselringen (die Rasselkörper hängen frei im Rahmen)

Schrapidiophone

Schrapidiophone sind Instrumente, bei denen der Spieler unmittelbar oder mittelbar eine Schrapbewegung ausführt. Das geschieht, indem er entweder einen nicht klingenden oder klingenden Körper über einen nicht klingenden oder klingenden gezahnten Gegenstand führt und damit eine geräuschhafte Serie von Einzelschlägen verursacht. Verwechsle diese Gruppe von Idiophonen aber nicht mit den Reibidiophonen.

Zu den Schrapidiophonen zählen:

  • Schrapstäbe ohne Resonator wie Kerb-Musikbogen aus Vorderindien und Schrapstäbe mit Resonator
  • Schrapröhren aus Südindien
  • Schrapräder wie die bekannte Ratsche oder Rätsche
  • Schrapgefäße wie die Güiro aus einer ausgehöhlten Kalebasse aus Holz oder Fieberglas mit gefurchter Oberfläche

Zupfidiophone

Zupfidiophone sind Instrumente mit einseitig befestigten elastischen Plättchen, den sogenannten Zungen. Aufgrund ihrer Elastizität können sie nach Anspielen wieder in ihre Ruhelage zurückkehren.

Zu den Zupfidiophonen gehören:

Zupfidiophone in Rahmenform

Bei dieser Form schwingt die Zunge innerhalb eines Bügels oder Rahmens. Beispiele dafür sind Cricri und Maultrommeln verschiedener Typen.

Zupfidiophone in Brett- oder Kammform

Bei diesen Zupfidiophonen sind die Zungen aus einem Brett wie Kammzähne herausgeschnitten oder auf ein Brett geschnürt.

  • Zupfidiophone mit aufgeschnürten Zungen wie Lamellophonen (z.B. Kalimbas) und Zanzas mit und ohne Resonator
  • Zupfidiophone mit ausgeschnittenen Zungen wie Spieldosen aus Europa

Einsatz von Idiophonen in der Musik

In der Musik werden Idiophone vielfältig eingesetzt, um sowohl

  • rhythmische als auch
  • melodische Elemente

hinzuzufügen.

In klassischen Orchestern dienen sie oft dazu, besondere Akzente zu setzen oder bestimmte Stimmungen zu erzeugen.

So kann beispielsweise das leichte Klingen eines Glockenspiels einen hauchzarten, fast märchenhaften Charakter in eine Komposition bringen.

In der Volksmusik und in vielen traditionellen Musikstilen weltweit, wie etwa in afrikanischen oder asiatischen Musiktraditionen, sind Idiophone oft zentrale Elemente, die den Grundrhythmus vorgeben.

In modernen Musikgenres, wie Pop, Rock oder sogar elektronischer Musik, werden Idiophone verwendet, um

  • Texturen und
  • Farben

in die Klanglandschaft einzubringen.

Sie können subtile Akzente setzen oder die emotionale Resonanz eines Liedes verstärken.

Auch in der Welt der Filmmusik und Soundtracks spielen Idiophone eine wichtige Rolle, indem sie Atmosphäre schaffen und emotionale Reaktionen beim Publikum hervorrufen.

Durch die fortschreitende Technologie und digitale Musikproduktion eröffnen sich zudem neue Möglichkeiten für den Einsatz von Idiophonen. So können durch elektronische Bearbeitung traditionelle Idiophonklänge verändert oder komplett neue Klangwelten erschaffen werden, was den kreativen Horizont für Musiker*innen und erweitert.

FAQ zu Idiophonen

Ein Idiophon, auch häufig als Selbstklinger oder selbstklingende Instrument bezeichnet, ist ein Instrument, das durch sich selbst einen Ton erzeugen kann. Damit es das kann, muss es aus hartem Material bestehen, beispielsweise aus Stein, Metall, Holz, Glas oder Ton. Als Rhythmusinstrument ist das Idiophon in den verschiedensten Kulturen der Welt vertreten.

Es gibt verschiedene Arten von Selbstklingern: Aufschlagsidiophone, Gegenschlagidiophone, Blasidiophone, Reibidiophone, Zupfidiophone, Schüttelidiophone und Schrapidiophone. Zu den Aufschlagsidiophonen gehören unter anderem Handpan, Tongue Drum, Ghatam und Steel Pan.

Zu den bekanntesten Idiophonen gehören Steel Pan, Tongue Drum, Handpan, Maultrommel, Xylophon, Gong, Ratsche, Becken und Rassel. Aber auch die Glasharfe und das Vibraphon sind heute bekannter als noch vor 20 oder 30 Jahren.

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Autor: Milan Serwene

Milan gründete 2017 das Handpan-Portal. Seine langjährige Erfahrung und Erkenntnisse aus der Welt der Handpans teilt er in seinen umfangreichen Ratgebern. Durch informative Blogbeiträge, Interviews mit berühmten Handpan-Künstlern und Herstellern sowie seinem YouTube-Kanal hat er schon viele tausend Menschen zum Thema Handpans beraten. Mittlerweile ist das Handpan-Portal die größte Internetseite mit allem rund um Handpans und wird stets aktualisiert und erweitert. : Milan auf Facebook

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