Cora Krötz: Multiinstrumentalistin und Handpan-Lehrerin im Interview

Cora Krötz mit Hang und Handpan

Cora Krötz ist Sängerin, Multiinstrumentalistin und Musiklehrerin, die sich mit eigenen Worten wie folgt beschreibt:

Musik ist mein Leben. Andere Menschen dafür zu begeistern meine Berufung. Ich liebe es, mich in verschiedensten musikalischen Feldern zu spüren, zu fordern, mich zu erkennen und über die Musik zu wachsen; Sei es beim Musizieren, Unterrichten oder Konzertieren.

Sie gibt wunderschöne Konzerte, Unterricht, Wochenend-Workshops und hat sogar ein Handpan Lernbuch geschrieben. Im Interview habe ich mit ihr über ihre Leidenschaft zur Musik und ihr wundervolles Handpan-Buch gesprochen.

Cora Krötz und ihr Werdegang zur Handpan-Lehrerin, -Spielerin und Sängerin

Hallo Cora, ich freue mich, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast. Bitte stelle dich kurz vor.

Danke für Dein Interesse Milan! Wie schön, dass Du mich in Deine Community aufnimmst. Das freut mich sehr.

Ich bin mit Musik groß geworden – hab schon im Mutterleib meiner Mutter (Sängerin und Schulmusikerin) beim Singen gelauscht und als Baby stundenlang bei Proben unterm Flügel gelegen. 😉

Mit sieben begann ich mit Klavier, mit acht Geige und war als Waldorfschülerin permanent in künstlerischen Projekten involviert. Als Jugendliche spielte ich in drei Orchestern, MUGGte (Mugge = Musik; im Musikerjargon gebräuchliches Abkürzungswort für „Musikalisches Gelegenheits-Geschäft“) viel in Projekten und bestand dann auch die Aufnahmeprüfung für Musik-und Tanzpädagogik am Mozarteum im Salzburg mit Schwerpunkt Klavier und Gesang.

Dann kam Rhythmus in mein Leben!
Im ersten Semester streikten wir gleich – wir gründeten eine Straßen-Sambagruppe und zogen bei den Demos vorneweg mit mitreißenden Samba-Grooves. Stundenlang. Bis ins Mark… Das hat mein Leben massiv verändert.

Die Samba-Gruppe begleitete mich das ganze Studium, zusätzlich gründete ich zwei weitere Gruppen: „KlangErleben“ (über 100 Klanginstrumente aus aller Welt) und „KrummStöcke“ Afrikanische Rhythmen und Gesänge.
Parallel vertiefte ich mich in den Obertongesang. Einmal gehört, ließ mich diese faszinierende Gesangskunst nicht mehr los. Wir gründeten den Salzburger Obertonchor PRISMA und tourten viel herum.

1997 gründete ich meine Musikschule MusikErleben und machte mich selbständig.

2005 war ich dann reif für ein Soloprogramm ;-)… Nach 15 Jahren Ensemble-Erfahrung sehnte ich mich nach Freiheit auf der Bühne.

Cora Krötz 2005 InstrumentariumSoloprogramm
Das Instrumentarium für das Soloprogramm

Mein Sound, ohne Kompromisse - Entstehung des Soloprogramms

Ganz mein Sound, ohne Kompromisse, ohne mich absprechen zu müssen. Platz für Improvisation beim Konzert, für Musizieren aus dem Moment und meine ganz eigenen Musik. Dieses Projekt habe ich bis heute verfeinert und intensiviert.

Cora Krötz 2005 beim ersten Soloprogramm
Cora Krötz 2005 beim ersten Soloprogramm

WIR4 - a cappella mit Hang zu Obertönen

2011 gründete ich zusammen mit einem Freund das Ensemble „WIR4 – a cappella mit Hang zu Obertönen“. Eine Fusion aus allem, was mich musikalisch ausmacht: A cappella Gesang, Obertongesang und Hang. Da es für diese Formation keine Noten gab, begann ich mit Komponieren – was mir bis heute unglaublich viel Freude bereitet. Entstanden sind Werke für Chöre, Obertonchöre und viele A cappella-Arrangements.

Chasing Cars - WIR4 a Cappella mit Hang zu Obertönen.
Aufgenommen 2019

Cora Krötz lernt die Handpan (das Hang) kennen

Wann und wie hast du die Handpan kennengelernt und wie hat sich dein Leben mit der Handpan dann entwickelt?

Kennengelernt habe ich das Hang (damals gab es ja nur das PanArt-Modell ;-)) gleich nach Erscheinen 2001. Da ich immer auf der Suche nach neuem Instrumentarium war, bestellte ich mir gleich eins der ersten Generation, schickte es aber eine Woche später wieder zurück, weil mir der Klang nicht gefiel! Das hätte ich mal lassen sollen… davon hätte ich mir später viele Handpans kaufen können.

Erst 2007 erwarb ich dann mein erstes Hang – ich musste mich dafür noch schriftlich bewerben und wurde dann nach Bern ins Hanghaus eingeladen. 1100 Kilometer Strecke hin und zurück… aber wie sich herausstellte, hatte ich es am nächsten. Ich traf dort jemanden aus Ostfriesland und Spanien. Wir fühlten uns alle, als hätten wir einen Sechser im Lotto gezogen.

Mein Solo-Programm veränderte sich ab da gewaltig. Während ich zu Beginn 2005 eine Gongwand von 8 Metern, mehrere Gitarren, Trommeln und Klanginstrumente auf der Bühne bediente – was einen unglaublichen Aufwand bedeutete – spiele ich heute „nur“ noch drei Handpans, eine RAV und ein Kotamo.

Cora Krötz mit Kotamo und Handpan
Cora Krötz mit Kotamo und Handpan

Das Handpan ist in seiner Klangvielfalt einfach so unglaublich reichhaltig, dass ich mehr und mehr mein Instrumentarium abspeckte und mich bewusst immer tiefer in die Spieltechniken des Handpans einließ. Das hat sich gelohnt… denn auch als Begleitinstrument für meine Gesänge und Obertongesänge kenne ich kein Instrument, was so geeignet ist, um genau die Musik zu machen, die mir am Herzen liegt.

Wie hast du Handpan spielen gelernt?

Learning by doing. Wobei ich ja durch meine lange rhythmische Vorerfahrung mit brasilianischen und afrikanischen Rhythmen, die ich auch 13 Jahre unterrichtet habe, natürlich einen leichteren Einstieg hatte, als viele Anfänger*innen, die quasi von null beginnen.

Und welche Instrumente spielst du aktuell neben der Handpan noch?

Eine Menge! Klavier, Geige, Gitarre, Schlagzeug, Gesang, Obertongesang… unterrichte ich in meiner Musikschule. Alles auf hohem Niveau – auch wenn ich natürlich nicht mit jedem Instrument auf Konzertniveau bin. Das macht das Unterrichten aber sehr lebendig, weil einfach jede/r was anderes braucht.

Ich bin also eher Multiinstrumentalistin. Das tolle an der Vielseitigkeit ist mir erst im Laufe der Zeit bewusst geworden: Denn jedes Instrument eröffnet dir einen ganz speziellen Blickwinkel auf die Musik: Spielst du Schlagzeug, lernst du die Grundrhythmen verschiedener Stile… die kannst du dann bei einer Klavierimprovisation gezielt einsetzen. Spielst du Geige oder singst, beschäftigst du dich mit Melodieführung oder Phrasenlängen, die du dann viel besser verfolgen kannst, wenn du an Schlagzeug oder Cajón sitzt. Dadurch habe ich mir ein sehr komplexes musikalisches Verständnis aufgebaut – und weiß auch, was meine Schüler*innen brauchen, um weiterzukommen.

Handpan spielend lernen - Das Handpan-Buch von Cora Krötz

Handpan spielend lernen

Das Lehrbuch von Cora Krötz

Wie kamst du auf die Idee ein Handpan-Lehrbuch zu schreiben?

Die Idee kam zu mir. 😉

Sie war plötzlich da und überraschte mich auch etwas!

Ich und ein Buch schreiben – das war zuerst zwar eine faszinierende, aber auch verrückte Vorstellung.

Kurze Zeit später hatte ich mit Conny Sommer – der ja vor vielen Jahren die erste deutsche Cajón-Schule geschrieben hat und heute viele Kalimba-Schulen schreibt – ein wunderschönes Konzert in Landshut und hier unterhielten wir uns über das Schreiben von Lehrbüchern. Er motivierte mich sehr, dieser Idee zu folgen. Dafür bin ich ihm wirklich bis heute dankbar. Drei Monate später fing ich dann an. Witzigerweise ist ja auch beim Schreiben dann die erste englische Schule erschienen. Die Zeit war einfach reif dafür.

Woher kommt deine Expertise ein Handpan-Lehrbuch zu verfassen?

30 Jahre Musikunterricht mit hauptsächlich Laien zwischen 5 und 80 Jahren! Davon 20 Jahre Schlagzeugunterricht, 13 Jahre Unterricht in Afrikanisch Trommeln, 20 Jahre Leitung meines Laien-Chores.

Jahre eigenes Studium an mehreren Handpans, verschiedenen Skalen und Materialien. Dazu drei CD-Produktionen mit eigenen Stücken, die alle aus ganz bestimmten Spielideen entstanden sind. Alle diese Erfahrungen flossen in mein Buch mit ein. Und es hat mir wirklich viel Freude gemacht, dass auch alles mal kompakt zusammenzutragen.

Handpan spielend lernen - Die Vorteile des Handpan-Buchs

Was sind die Vorteile am Lernen mit deinem Buch?

Es ist für jeden Lerntyp geeignet. Jede Übung wird in Worten beschrieben, in einer eigens erschaffenen Notenschrift – die sich an der Schlagzeug-Notation orientiert –  notiert und dann auch noch in einem Lernvideo vorgespielt. Dabei sind die Videos aus Sicht des Spielers gefilmt, was dadurch eins zu eins umsetzbar ist.

Für wen ist dein Lehrbuch besonders gut geeignet?

Das ist eine gute Frage Milan!

Denn ich glaube, dass ich mit meinem Buch wirklich viele Handpan-Spieler*innen auf verschiedenen Niveaus abholen kann. Natürlich: Der erste Teil ist vor allem für Anfangende gedacht, aber im zweiten und dritten Teil sind Spielideen und Gestaltungsvorschläge zusammengetragen, die ich selbst noch nutze, um immer wieder aus meinen bekannten Spielmustern auszubrechen und mich weiterzuentwickeln.

Aber das Hauptanliegen des Buches ist es, über das Handpan-Spiel in die eigene Kreativität einzutauchen. Es gibt keine fertigen Stücke, denn das ist genau der Teil, der dann aus einem selbst heraus entstehen darf und soll. Dazu gibt es eine detaillierte Anleitung, wie eigene Stücke entstehen können, wie sie aufgebaut sind und was dabei wichtig ist.

Handpan spielend lernen - Die Unterschiede zwischen dem Handpan-Buch und anderen Lehrmitteln

Was ist das Besondere an deinem Buch? Wie unterscheidet es sich von anderen Lehrmitteln für die Handpan?

Ich habe zuhause zwei Schränke mit Instrumenten-Schulen und Noten über die Jahre angesammelt. Die meisten Schulen – vor allem für Erwachsene – waren mir immer zu schulisch, zu rational, zu trocken. Auch in den vielen Tutorials für Handpans geht es immer nur um Techniken und konkretes Erlernen von Rhythmen und Grooves. Das ist mir zu einseitig.

Nach all den vielen Jahren Unterricht – und auch einer langen Meditationspraxis – ist mir inzwischen sehr bewusst, dass ein Instrument quasi nur „Mittel zum Zweck“ ist. Es ist letztlich vollkommen egal, ob du Gitarre, Klavier, Geige oder Handpan spielst – es geht darum, über das Spiel zu sich selbst und in die eigene Kreativität zu finden, worüber letztlich eine unglaubliche Lebensenergie freigesetzt werden kann.

Handpan spielen ist also im Bestfall wie meditieren. Du kommst zu Dir, in die Ruhe – und steigst für die Zeit aus dem Hamsterrad aus. Das ermöglicht einen weiteren Blick auf das große Ganze, oder wie frau/man es auch immer nennen will. Einen Blick, den wir heute mehr brauchen denn je!

Aber auch für diesen musikalischen Zugang brauchen wir Hilfestellungen! Und das betrifft den Laien genauso, wie den Profi.

Deswegen war es mir in meinem Lehrbuch wichtig, auch einem emotionalen, manchmal auch philosophisch-spirituellen Faden zu folgen:

Zu schreiben, warum wir überhaupt üben, durch welche Phasen wir immer wieder gehen und wie wir diese gut meistern können.
Zu schreiben, wie wir es schaffen, aus dem Wertesystem auszusteigen.
Zu schreiben, um was es eigentlich geht, wenn wir uns einem Instrument widmen. Was dahinter steckt, was dabei wichtig ist, wie wir in unsere Kreativität finden und was uns das eröffnet.

Auch die grafische Umsetzung des Buches, die meine Zwillingsschwester Greta Horn gemacht hat, unterstützt diese Emotionalität bedeutend. Das Buch hat dadurch künstlerisch einen hohen Ausdruck bekommen.

Ich denke also, diese Kombination aus handfesten Skills für das Spiel und verständlichen Hilfestellungen für das Verstehen des Lernprozesses beim Spielen an sich, ist wirklich besonders und macht mein Buch einmalig.

Wunderbare Workshops von Cora Krötz

Bietest du auch Workshops und Einzelunterricht an?

Ja.

  • Einzelunterricht
  • 2-stündige Schnupperkurse und
  • Wochenend-Workshops auch in Verbindung mit (Oberton-)Gesang.

Wobei mir letzteres am meisten am Herzen liegt. Hierfür habe ich sehr schöne Seminarorte in ganz Deutschland und Österreich gefunden. Drei Tage am Stück gemeinsam lernen, sich gegenseitig inspirieren, das eigene Spiel verfeinern und vertiefen und auch die Möglichkeit haben, bei einem öffentlichen Konzert erste Erfahrungen auf der Bühne zu sammeln ist sowohl für Anfänger*innen, als auch für Fortgeschrittene ein intensives und bereicherndes Erlebnis und bringt enorm weiter.

Im Zentrum meiner Arbeit steht dabei ein ganzheitliches Verständnis von Rhythmus über Körper, Stimme und Bewegung und ein individueller Zugang und Schöpfungsprozess zur ganz eigenen Handpan-Musik. Jede*r wird dort abgeholt, wo sie/er steht und geht ihr/sein eigenes Tempo.

Cora Krötz mit den Teilnehmerinnen des Handpan-Wochenendes im Juli 2019
Cora Krötz mit den Teilnehmerinnen des Handpan-Wochenendes im Juli 2019

Autor: Milan Serwene
Autor: Milan Serwene

Milan gründete 2017 das Handpan-Portal. Seine langjährige Erfahrung und Erkenntnisse aus der Welt der Handpans teilt er in seinen umfangreichen Ratgebern. Durch informative Blogbeiträge, Interviews mit berühmten Handpan-Künstlern und Herstellern sowie seinem YouTube-Kanal hat er schon viele tausend Menschen zum Thema Handpans beraten. Mittlerweile ist das Handpan-Portal die größte Internetseite mit allem rund um Handpans und wird stets aktualisiert und erweitert. : Milan auf Facebook

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