Petra Eisend hat über 30 Jahre Erfahrung als Multiperkussionistin und Handpanspielerin. In wunderbaren Konzerten begeistert sie ihr Publikum und gibt in lehrreichen Workshops ihr geballtes Wissen weiter.
Ich möchte sie als Deutschlands aktivste Handpan-Enthusiastin bezeichen und habe sie daher um ein Interview gebeten.
Das sind die Themen, über die wir gesprochen haben.
Wer ist Petra Eisend?
Hallo Petra, ich freue mich mit dir dieses Interview führen zu können. Bitte stell dich doch kurz vor.
Hallo Milan, zunächst mal vielen Dank für die Möglichkeit, mich auf dem Handpan-Portal mit meiner Arbeit zu präsentieren und Glückwunsch zu deiner sehr engagierten Arbeit hier.
Mein Name ist Petra Eisend, ich komme aus Schweinfurt, das liegt in Unterfranken/Nordbayern. Vor fast 3 Jahren habe ich für mich die Entscheidung getroffen, meinen musikalischen Weg mit den Handpans weiter zu beschreiten.
Dahinter liegen – ich gehöre ja mit 57 Jahren wahrlich nicht mehr zu der jungen Spielergeneration – weit über 30 Jahre Percussion-Erfahrung. Angefangen habe ich mit afro-kubanischer Percussion, dann hat mich in den 90-er Jahren aber vor allem die Musik der Malinke, also Djembe in Kombination mit Doundoun, Sangban und Kenkeni völlig gefangen genommen.
In dieser Zeit habe ich mich sehr intensiv vor allem mit der Djembe auseinandergesetzt, meine erstes Solo-Programm „Handmade“ live präsentiert und auch auf CD aufgenommen. In dieser Zeit habe ich als Percussionistin in vielen Bands mitgewirkt, von Salsa/Latin-Jazz über World- und Funkmusik und natürlich auch reine Percussion-Ensembles.
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Wie kamst du denn dann in Kontakt mit der Handpan und würdest du sagen, es war Liebe auf den ersten Blick?
Wahrlich nicht 😉 ich habe ein Hang ganz in seinen Anfangszeiten auf der Straße gehört, von einem nicht wirklich fähigen Spieler und dachte mir – damals war ich auf meinem technischen Höhepunkt, was Geschwindigkeit, Kraft und Ausdauer betraf – wieder so ein Instrument für Leute, die denken, man kann einfach so drauf loslegen und es klingt toll.
Die Liebe kam sozusagen erst auf den dritten Blick :), als ich zum ersten Mal die Möglichkeit hatte, selbst am Instrument zu sitzen. Und auch da hat sich die Liebe erst langsam entwickelt, da ich mich damals viel mit dem Einsatz von Multi-Percussion auseinander setzte; wir hatten ein Duo – „Herr Pawlick und Frau Eisend“ – das den Einsatz von ganz unterschiedlichen Klangfarben erfordert hat und da war ich ziemlich am Experimentieren, da kam auch mein erstes Hang zum Einsatz.
Petra Eisend und die Handpan
Ah, deine erste Hang, das ist interessant. Wann und wie hast du dir die denn gekauft?
Bei einer Freundin von mir stand ein Hang, für das sie keine Verwendung hatte. Sie hatte es selbst wiederum von einer Freundin, die es von ihrem Mann hatte, der sie verlassen hatte und so wollte sie das Instrument nicht mehr bei sich haben.
Über drei Ecken landete es also bei mir und nach kurzem Checken des Instruments dachte ich mir, die spiele ich nur weiter, wenn sie mir dann gehört. Denn damals war es – mit meinem wenigen Hintergrundwissen – nahezu unmöglich, an ein Hang zu kommen. Die Eigentümerin hat sie mir dann verkauft, da sie meine Arbeit schätzte und so hatte ich mein erstes Hang – ein Yue Diao.
Wie wir wissen, blieb es ja nicht bei der einen Hang. Wie bist du zu deinen weiteren Handpans gekommen?
Kurz nach dem Kauf meiner ersten Hang kam es zu einem unglaublichen Zufall: über eine Schülerin hatte ich erfahren, dass ein stolzer Hang-Besitzer das Instrument an seinen 2-jährigen Enkel verschenkt hatte, da er sich selbst mit dem Hang – einer Hijaz – nicht so kompatibel fühlte.
Da musste ich natürlich intervenieren. Ich sah ständig den kleinen Mann mit einem Holzhammer auf der Pan rumklopfen. Somit war Nummer 2 im Haus.
Langsam ging es dann los, dass ich anfing zu recherchieren. So bin ich auf Tim Baur gestoßen, der damals ausschließlich verkaufte. Durch ihn kam ich zu einer 432 Hz-Pan Cis/Om und einer Sun-Pan in A-Moll. Bei diesen 4 Pans blieb es längere Zeit.
Die Djembe wurde faktisch überhaupt nicht gespielt, mit den Pans saß ich aber an allen möglichen Orten bis an die Ostsee. Auf dem Rückweg habe ich dann Menschen aufgesucht, die mit den Pans zu tun hatten: Tim Baur in Emtinghausen, ich war in Dortmund bei Bill Brown, auch bei Eckhard C. Schulz.
Über Kai Miano vom Handpan-Haus Rhein-Main habe ich dann auch glücklicherweise Zachary Lamscha von Leaf Sound Sculpture kennengelernt, mittlerweile ein wirklich guter und geschätzter Freund. Von Zach habe ich dann auch eine Pan mit nach Hause gebracht – eine meiner Lieblingsskalen, eine Jibuk.
Ab da war ich nicht mehr zu halten: das Erbe war das Abschiedsgeschenk meiner Eltern, das es mir ermöglicht hat, weitere Pans zu kaufen. Mein bestes Instrument ist meine Halo Voyager, weiterhin hab ich habe eine wunderbare AsaChan JaheRah – ein Monsterinstrument.
Sehr froh bin ich auch um eine alte BellArt, Leaf Sound Sculpture habe ich natürlich auch, eine D-Moll-Pentatonik, eine sehr beliebte Skala. Insgesamt ist die Familie auf 20 Pans inkl. RAV angewachsen, neben den genannten Herstellern ist auch Ayasa dabei, Overtone, Shellopan, Koan, Soma und eine sehr außergewöhnliche Live Metal Art.
Es ist natürlich auch für die Teilnehmer meiner Workshops etwas ganz Besonderes, diese Vielfalt an Skalen und Herstellern kennenzulernen und sich einen Überblick verschaffen zu können. Diese Instrumente habe ich ja nicht nach Praktikabilität für Workshops ausgesucht, sondern für mich selbst und meine Auseinandersetzung mit den Pans.
Petras Tipps zum Handpan-Kauf
Wow, du bist also wirklich eine erfahrene Handpan-Käuferin! Welche Tipps würdest du jemandem für den Kauf der ersten Handpan geben?
Ich liste das mal stichpunktmäßig auf:
- Nichts überstürzen und Zeit lassen. Andererseits sollte man sich aber auch klar machen, dass die erste Pan höchstwahrscheinlich nicht die letzte sein wird, also die Skala sich im Lauf der Zeit möglicherweise erschöpft und die Lust auf etwas Neues entsteht.
Das soll heißen, nicht warten, bis man meint, das optimale Ergebnis zu haben … es wird sich sich eh verändern. Und es ist ja nach wie vor kein Problem ein gutes Instrument zu veräußern oder zu tauschen. - Im Vorfeld möglichst viel ausprobieren und anhören, auch mal mit Spielern sprechen. Im Lauf der Zeit wird sich eine individuelle Klangvorstellung entwickeln, aber auch das ist ein Prozess.
- Sich über die eigenen Prioritäten im klaren sein, damit meine ich z.B.:
Welcher Spielertyp bin ich – ist mein Thema eher Klang, Rhythmus oder Melodie?
Habe ich einen zarten Anschlag oder spiele ich eher hart (manche Pans vertragen das gar nicht, klingen nicht mehr gut, … andere brauchen wiederum einfach mehr Punch) - Auch die Haptik spielt eine Rolle bei der Auswahl. Insgesamt sollte dich die Pan mit mehreren Sinnen ansprechen. Klang, Größe, Gewicht, Oberfläche, Obertöne, Skala, … und dabei gut auf die innere Stimme – egal ob für oder gegen die Pan – hören.
- Meine Erfahrung mit den ganzen Pans ist die, dass wie wir Menschen auch, jedes Instrument seine ganz eigene Stärke hat und möglicherweise halt auch die eine oder andere Schwäche. Kann man, muss man aber nicht, das eine oder andere billigend in Kauf nehmen.
- Wichtig ist mir, dass die Pan in sich möglichst ausgewogen klingt. Ich habe drei Instrumente, wo meiner Meinung nach die Skala perfekt mit dem Charakter der Pan harmoniert. Das ist natürlich ganz wunderbar.
- Ein Instrument wirklich dann kaufen, wenn man das Gefühl hat, das ist es, diese Pan will ich haben. Wenn Kompromisse, dann sollte man sich auch darüber im Klaren sein und dies akzeptieren.
Wie hast du das Handpan spielen gelernt? Hattest du Unterricht genommen oder Workshops besucht?
Wie oben schon beschrieben, komme ich ja aus der Percussion, insofern habe ich genügend Ideen, Erfahrungen und Kenntnisse, um mich ausreichend selbst zu beschäftigen.
Es war natürlich ein sehr spannender Prozess, sich mit Fingertechnik auseinander zu setzen. Bei der Djembe ist da auch schon einiges los, bei den Congas eher weniger … aber natürlich sind das in erster Linie Handtrommeln.
Dadurch habe ich aber Übungen und Übungskonzepte für mich entwickelt, die ich auch bei Workshops sehr gerne verwende (ich sag mal nur „Muckibude für die Finger“!)
Insofern war es sehr viel „learning by doing“ – aber natürlich mit viel Background aus anderen Bereichen. Ich war schon an der Djembe immer sehr an einem guten Sound bei guter Bewegungs-Ökonomie interessiert, das übertrage ich – natürlich in modifizierter Form – auf die Pan. Und natürlich bin ich schon lange mit Themen wie Unabhängigkeit, Koordination, Verschiebungen, Improvisation und Übungskonzepte beschäftigt.
Was mir am ehesten fehlt sind harmonische Kompetenzen, da wüsste ich gerne mehr. Ich bin immer wieder dabei, mich mit Harmonielehre zu beschäftigen, um die Skalen einfach besser zu verstehen und vor allem um Kombinationen zwischen verschiedenen Pans zu finden.
Deutschlands aktivste Handpan-Enthusiastin
Mittlerweile bist du unglaublich aktiv in der Welt der Handpans. Du gibst Workshops und veranstaltest Konzerte in ganz Deutschland. Wie hat sich das alles ergeben?
Ich habe ja – zum Glück – nicht ganz von vorne anfangen müssen. 2003 hatte ich mein erstes Solo-Programm und danach habe ich ganz viel in Bands und Projekten gearbeitet. Dabei musste ich mich damals schon selbst um meine Akquise kümmern … für den Markt war ich ein viel zu großer Exot (Frau, 40, Soz.-Päd., trommelt afrikanisch und dazu noch Solo …. ohne Kommentar :))
Durch die Arbeit haben sich aber viele spannende Kontakte und Kooperationen ergeben, u.a. mit genau den Kollegen/in, die auch auf meiner neuen CD zu hören sind. Neben bereits bestehenden Kontakten, habe ich natürlich auch überlegt, wo denn so mein Platz sein könnte. Und ich muss sagen, bei aller berechtigter Kritik und Skepsis … Facebook hat vieles möglich gemacht. Facebook-Kontakte musst du einfach behandeln wie im richtigen, analogen Leben, dann entsteht wirklich auch ein echtes Netzwerk.
Auf den Flügelschwingen des Klanges
Ich hatte 2017 Premiere mit meinem zweiten Solo-Programm „Auf den Flügelschwingen des Klanges“, ich durfte das Programm in der Krypta der Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach präsentieren, das war natürlich wirklich toll, … ein besonderer Raum mit toller Akustik.
Ich hatte mir viel Gedanken zur gesamten Dramaturgie des Programms gemacht … denn bei aller Liebe zum Sound der Handpan … mich persönlich würde der tollste, virtuoseste, interessanteste Spieler nach einer gewissen Zeit an meine Aufmerksamkeitsgrenze bringen.
Das hieß für mich, bring andere Aspekte an Klang mit rein, bring harmonische Vielfalt über verschiedene Pans mit rein und schaffe einen guten Spannungsbogen. Zum Glück kommt das Programm auch bei den Menschen sehr gut an.
Gerade wenn ich in sakralen Räumen spielen kann, die ja ganz besondere Akustikbedingungen mitbringen, spiele ich sehr gerne am Stück durch. Das letzte Konzert dauerte 90 Minuten ohne Pause und ich hatte 2 Stücke gar nicht gespielt … ich war selber sehr verblüfft, dass soviel Zeit vergangen war.
Ich fahre momentan quer durch Deutschland, war in Augsburg, in Hessen an verschiedenen Plätzen, demnächst kommt Köln, Görlitz, Luxemburg, München und auch einige Workshops und Konzerte hier in der Region. Ich bin sehr neugierig was noch kommen wird.
2 Stunden oder ein ganzes Wochenende – HandpanWorkshops von Petra Eisend
Wie kann man sich einen Workshop von dir vorstellen?
Ich biete sehr unterschiedliche Formate an. Im 2-stündigen Schnupper-Kurs gebe ich auch Basis-Infos zum Instrument und seiner Geschichte, stelle verschiedene Pans vor und natürlich sitzen die Teilnehmer auch an der Pan. Das ist wirklich eine ganz elementare Einführung. Oft verbinde ich dies mit einem 3-stündigen Instrumental-Workshop, in dem es tatsächlich (fast) nur um Spielpraxis geht. Viele buchen dann gleich beide Formate.
Sehr spannend finde ich persönlich vor allem die Wochenenden. Das hat mehrere Gründe: Die Gemeinschaft genießen tatsächlich alle Teilnehmer, wir spielen gemeinsam, essen und spülen gemeinsam und – freiwillig natürlich – sitzen am Abend noch zusammen.
Es gibt einen regen Austausch und man lernt so nebenbei in entspannter Atmosphäre dazu. Ich geb dir hier mal ein paar Rückmeldungen von Teilnehmern:
5/5
Hi Petra, hier schreibt der Chris. Ich wollte mich nochmal für das tolle Wochenende in deinen heiligen Hallen bedanken, ich finde du bist ein tolleer Mensch und eine super Lehrerin!! Ach und deine CD ist suuuuper! Habe sie gestern rauf und runter gehört, genial.
Ich unterrichte ja tatsächlich seit 35 Jahren Percussion und habe damit natürlich sehr viel Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen. Es ist tatsächlich so, dass ich – gerade bei den Anfängern – am Freitag noch nicht weiß, was ich mit den Teilnehmern die nächsten Tage machen werde. Das ergibt sich sehr individuell aus der Zusammensetzung der Gruppe.
Wie ticken die Leute, welche Voraussetzung bringt jeder mit – manche Anfänger an der Pan haben jahrelange Spielerfahrung an anderen Instrumenten, manche fangen komplett bei „0“ an – dem muss ich als Kursleitung ja gerecht werden. Das ist zumindest mein Anspruch.
Dabei habe ich Konzepte entwickelt, die es dem totalen Laien auch ermöglichen, sich bestimmte Strukturen eigenständig zu erarbeiten und weiter zu entwickeln. Das finde ich auch für mich extrem spannend, Konzepte aus einem anderen Kontext in den Kontext der Handpan einzuarbeiten, bei entsprechender Modifizierung natürlich. Und das erfüllt mich auch mit einem gewissen Stolz, die Praxis bestätigt mich immer wieder.
Bei den Wochenenden habe ich drei Niveaus:
- totale Anfänger/innen, die einen Einstieg suchen
- Aufbau-Workshops mit Teilnehern/innen, die bereits bei mir oder anderswo erste Spielerfahrungen gesammelt haben und dies ausbauen möchten.
- Ende des Jahres gibt es ein komplettes Wochenende, da kommen tatsächlich Trommler, die bereits eigene Pans haben und gute Percussion-Kenntnisse mitbringen.
Vielleicht noch ein paar Sätze zu den Inhalten:
Mein wichtigster Ansatz ist wohl, sich im Unterricht und auch beim Üben immer nur um EIN Thema zu kümmern! Ich schaffe sozusagen einen „Bilderrahmen“, der ein bestimmtes Thema behandelt, aber mit unterschiedlichen Inhalten/Bildern gefüllt werden darf.
Dabei gibt es aber insgesamt natürlich viele Themen, um die man sich kümmern kann. Ich vergleiche die daraus entstehende Musik mit einem Teppich: erst musst du die Größe des Teppich kennen und das Material aus dem er gemacht ist – groß oder klein, rund oder eckig, flauschig oder grob, … Die Muster und die Farben des Teppich sind dann die Rhythmen und Melodien, die wir in den Teppich einweben. Mit diesem Bild habe ich mich immer sehr gut gefühlt.
Gibst du auch Handpan Unterricht?
Ich habe hier in Schweinfurt eine kleine regionale Gruppe, die sich tatsächlich in Abständen trifft. Im Gegensatz zu meinem alten Spezialgebiet, der west-afrikanischen Percussion, lege ich keinen gesteigerten Wert auf wöchentlichen Unterricht. Ich finde, als Musiker/Spieler musst du dich der Pan auch selbst annähern und dazu gehört Zeit. Klar könnte ich auch Patterns und Licks unterrichten, das wäre für mich aber Themaverfehlung. Ich will nur den Rahmen weitergeben, in dem sich die Spieler selber ausprobieren und weiterentwickeln können.
Die Handpan ist ein junges Instrument mit wenig Historie. Da entwickelt sich gerade so enorm viel und das kommt aus ganz unterschiedlichen Quellen. Je nachdem aus welchem Kontext die Spieler kommen: vom Drumset, von den Tablas, den Rahmentrommeln, der klassischen Percussion, der Harmonielehre, …. oder eben aus der Welt der afrikanischen und latein-amerikanischen Musik.
Kann man dich denn für private Veranstaltungen buchen?
Ich bin schon immer wieder auch für private Feste gebucht worden. Als Menübegleitung, zur Weinprobe, Firmenevent und für mich immer ganz besonders: zu Trauerfeiern/Beerdigungen. Für mich heißt das, mal ganz unaufdringlich im Hintergrund zu spielen oder aber – wie vor allem bei Beerdigungen – eine Emotion, die im Raum ist, aufzunehmen und musikalisch zum Ausdruck zu bringen.
Gerade letzteres würde ich sehr gerne intensivieren. Mein Vater ist an Demenz im Pflegeheim verstorben, meine Mutter auf der Palliativ-Station. Meine Handpan war mir dabei ein ganz wichtige Begleitung und Unterstützung – für alle Beteiligten.
Afrikanische Perkussion & Handpan: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Das ist eine traurige Geschichte, mein Beileid. Schön allerdings, dass du deine Kunst auch hier positiv einsetzen konntest. Du kommst ja ursprünglich aus der afrikanischen Perkussion. Wie gehören die beiden Kunstformen (afrikanische Perkussion und Handpan) für dich zusammen und worin unterscheiden sie sich?
Das Bindeglied für mich persönlich ist zweifelsohne die Erzeugung von Tönen durch die Impulse, die ich einem Instrument durch und mit meinen Händen gebe.
Dabei geht es mir um die Qualität des erzeugten Tones, die Ausdifferenzierung des Tones und das alles bei möglichst geringem Aufwand. Denn je weniger Bewegung im Spiel ist, desto schneller, ausdauernder und genauer bin ich mit meiner Tonerzeugung. Ein lebenslanges Lernen!!
Der Unterschied ist natürlich enorm: Djembe und Co. ist mit die kraftvollste und energetischste Art von Rhythmus und Rhythmuskultur, die ich kennengelernt habe, eigentlich untrennbar vom Tanz.
Der Sound der Djembe fasziniert mich auch heute noch zutiefst. Djembe ist überwiegend, in der Tradition ausschließlich Ensemblearbeit. Die Musik ist in der Tradition fest verankert, auch wenn es hier viele Veränderungsprozesse gibt.
Die Gesetzmäßigkeiten afrikanischer Rhythmik haben sich ja nahezu in der ganzen Welt etabliert, wenige Kulturen haben Groove so verstanden wie die west-afrikanische Musikkultur.
Die Handpan wiederum assoziiert ja für viele zunächst ganz andere Zustände: der obertonreiche Klang des Instruments in Verbindung mit Meditation, Ruhe und Entspannung. Aber natürlich existiert hier auch das rhythmische Element ganz stark; ich wüsste kein Instrument, dass auf einzigartige Weise die Verbindung von Rhythmus mit Melodie und Klang möglich macht.
Was fasziniert dich an den Handpans so sehr, dass sie die afrikanische Perkussion etwas in den Hintergrund für dich stellen?
Ich hoffe, ich habe in meinen Ausführungen schon einiges genannt. Die vielfältigen Modulationsmöglichkeiten des Klanges, die das Instrument anbietet. Die wunderschönen Obertöne, die rhythmischen Möglichkeiten – auch in Verbindung mit Melodie.
Dann kommt natürlich auch möglicherweise die Frage des Alters dazu. Manchmal habe ich es salopp in etwa so formuliert: „Die Krawallschachtel an der Djembe habe ich lange genug bedient, es wird auch Zeit für die ruhigeren Töne.“ Wobei ich die Djembe niemals endgültig aus meinem Leben verbannen möchte. Ich hoffe noch auf den Tag, wo ich die Brücke schaffe zwischen diesen beiden faszinierenden Klanggebilden. Noch bin ich nicht soweit, bin aber zuversichtlich.
„under water- above skies – Ein Handpan-Album bester Qualität
Du hast nun auch dein erstes Handpan-Album „under water – above skies“ veröffentlicht. Wie würdest du es in Worten beschreiben?
Ich bin so happy über den ganzen Entstehungsprozess, dass es uns einerseits gelungen ist, die verschiedenen Handpans mit genau den Instrumenten, die ich mir ausgemalt hatte, zu verbinden.
Zum zweiten freue ich mich sehr darüber, mit diesen tollen Musikern und einer weiteren tollen Kollegin diese CD aufgenommen zu haben. Eine gute Entscheidung war auch die Wahl des Studios, der Sound ist einfach sehr gut geworden.
Ich finde, die CD sticht wirklich heraus. Wir bewegen uns ja nicht in einer klassischen Formsprache mit Refrains und Strophen, sondern die Stücke erzählen Geschichten. Die musikalische Sprache finde ich sehr bildhaft und assoziativ.
Sehr viele Hörer haben auch den Filmmusik-Charakter der Produktion betont, das bestätigt mich/uns sehr. Und natürlich freue ich mich wahnsinnig darauf, die CD bald live zu präsentieren. Am Freitag, 7. Juni haben wir Premiere in Quintett-Besetzung. In der Disharmonie in Schweinfurt fällt sozusagen der Startschuss.
Weitere Infos zum Konzert am 7. Juni
Für 2020 gibt es schon Termine in der großen Besetzung, also dann auch mit Bläsern. Bis dahin werde ich einerseits weiterhin Solo spielen. Aber auch mit Sibylle Friz gastieren wir im Sommer und Herbst als CelloPan. Und dann gibt es eben Petra Eisend & Band von Trio bis Septett.
Das klingt ganz hervorragend. Wo kann man sich die CD denn kaufen, wenn man nicht auf eins deiner Konzerte warten möchte?
Die musikerfreundlichste Variante ist natürlich DIREKT BEI MIR über die Homepage www.drum-experience.de oder Mail info@drum-experience.de.
Verlegt wurde die CD bei einem kleinen Bayreuther Label, Audiotransit. Natürlich geht es auch über deren Vertrieb und dann geht es auch über alle gängigen Portale wie Amazon, Hugendubel usw. Voraussichtlich ab Ende April ist sie auch im download – und streaming erhältlich, weltweit auf über 80 Portalen!
Hier findest du weitere Informationen zu Petra Eisends wunderbaren Album „under water – above skies“.
Ganz ehrlich Milan, es war die letzten 2,5 Jahre unglaublich viel Arbeit. Aber wenn ich mir anschaue, was in dieser Zeit alles passiert ist, kann ich es manchmal gar nicht glauben:
- 09/2016: die Entscheidung, mit den Pans als Schwerpunkt zu arbeiten
- 05/2017: Premiere Solo-Programm
- 08/2018: Aufnahmen und Veröffentlichung der CD
- 06/2019: werde ich jetzt neue Räume beziehen.
Seit wenigen Tages ist es nun endlich 100 % sicher, dass ich ab Juni eine ehemalige Tanzschule beziehen kann. Dann habe ich einen Show-Room mit 120 qm. Dort sollen natürlich auch Events stattfinden. Vielleicht auch Workshops mit externen Dozenten, ich habe da so ein paar Ideen. Und natürlich sollen da auch Instrumente zum Ausprobieren und eventuell auch zum Verkauf da sein. Zur Eröffnungsparty bist du jetzt schon ganz herzlich eingeladen!!
Die Entwicklung Handpan-Welt – eine Zukunftprognose
Da hast du wirklich ganz Arbeit geleistet! Vielen lieben Dank für die Einladung. Ich würde mit dir gerne noch über die Handpan-Welt sprechen. Was gefällt dir besonders an der wachsenden Community?
Ich erlebe einen sehr regen Austausch in der Community. Die Interessenten sind bestens vernetzt, was ich zumindest auf Facebook mitbekomme. Auch das Interesse an deiner Seite wächst ja ständig, wobei du selbst sehr viel dazu beigetragen hast, durch deine sehr freundliche und engagierte Arbeit. Ich würde ganz gern ein bisschen mehr mitmischen, aber wichtiger wäre mir noch, wieder mehr ans Instrument zu kommen. Nach dem Umzug!!
Vielen Dank für das nette Lob. Was meinst du, wo die Reise der Handpan in Zukunft hingehen wird? Wo steht die Handpan in 5 Jahren?
Die Welle hat ihren Höhepunkt meiner Meinung nach noch lange nicht erreicht. Ich habe in den letzten Jahrzehnten einige Trends mitgemacht: die 80-er Jahre standen sehr im Fokus der Djembe und ihren Rhythmen, danach kam Salsa, Klezmer usw. Das waren aber alles Bewegungen, die es ja eigentlich schon lange gab, die hierher gewandert sind … oft in Verbindung auch mit Tanz.
Die Handpan hat diese Geschichte ja nicht, es ist eine ziemlich neue Entwicklung, eine neue Instrumentengattung. Der Prozess der damit verbunden war, … wenig Chancen überhaupt an ein Instrument zu kommen, läuft ja gerade etwas aus. Ständig kommen neue Tuner auf den Markt, es gibt erste Läden, wo auch unterschiedliche Instrumente vorrätig sind, die man nicht nur ausprobieren kann, sondern bei Gefallen sofort kaufen kann.
Vor 3 Jahren ja noch undenkbar … wenn ich überlege, was ich in der Gegend rumgefahren bin, um über private Verkäufe an ein bestimmtes Instrument zu kommen. Das spricht ja für eine rasante Entwicklung.
Bei allen Unterschieden zu oben genannten Trends wie Djembe, sehe ich doch auch einige Gemeinsamkeiten. Es handelt sich um Instrumente, die auch dem musikalischen Laien einen aktiven Einstieg in die Welt des Musizierens ermöglichen, die Hemmschwelle ist wesentlich geringer als bei „klassischen“ Instrumenten wie Klavier, Geige, Trompete und Co.
Insofern denke ich, dass es eine große Gemeinschaft an Laienmusikern geben wird, die sich an den Handpans erfreuen können. Die Grenze zum therapeutischen Einsatz der Pans dürfte – je nach Einsatzgebiet – fließend werden.
Ich sehe auch viele Möglichkeiten z.B. in der Palliativ-Arbeit, in der Trauerbegleitung, in der Individual-Therapie, im meditativen Kontext. Und dann natürlich noch im eher professionellen Bereich: da wächst ja gerade das Bedürfnis, die Handpan mit allen möglichen anderen Instrumenten zu kombinieren.
Manu Delago ist da für mich DER Vorreiter, konzeptionell, inhaltlich und spielerisch!! Und ich muss gestehen, ich bin auch sehr stolz auf unsere Produktion.
Generell wird da noch viel passieren, auf die Ergebnisse bin ich sehr gespannt.
Vielen Dank liebe Petra für das nette Interview und den Einblick in dein Schaffen in der Handpan-Welt. Ich wünsche dir noch viel Spaß und Erfolg mit deiner Musik, deinen Konzerten und Workshops.